0 stars - 5 reviews5

Hauptschul-, Volksschul-, Berufsschul-, Sonderschul-, Fachschul-, Sprach- , Religions-, Musikhauptlehrer/ -in



Amtsbezeichnungen von Lehrern bzw. Lehrerinnen mit langer Dienstzeit


Tags: amtssprachlich,historisch
Erstellt von: Koschutnig
Erstellt am: 01.04.2017
Bekanntheit: 8%  
Bewertungen: 1 4

Dieser Eintrag ist noch nicht Teil des Wörterbuches.

Dieses Wort kann mit den Informationen auch als PDF ausgegeben werden: PDF von Hauptschul-, Volksschul-, Berufsschul-, Sonderschul-, Fachschul-, Sprach- , Religions-, Musikhauptlehrer/ -in

Kommentare (2)


Von 1953 bis 1978 wurden Lehrer und Lehrerinnen im Laufe ihrer Dienstzeit mit 3 unterschiedlichen Amtstiteln (Amtsbezeichnungen) bedacht, und zwar Lehrer(in) / Oberlehrer(in) / Hauptlehrer(in) - jeweils mit dem Zusatz der jeweiligen Schultype oder aber des besonderen Faches, das sie unterrichteten.
Zunächst mussten alle Lehrerinnen ihren jeweiligen Amtstitel in der männlichen Form führen ("Frau Volksschullehrer" ), vorgesehen war eine weibliche Form nur bei der Arbeitslehrerin, - oberlehrerin, - hauptlehrerin (Letztere gab's überhaupt erst ab 1958):
Lehrer mit einem das Unterrichtsfach bezeichnenden Zusatz: zum Beispiel Religionslehrer, Sonderschullehrer, Musiklehrer, Arbeitslehrerin

Oberlehrer mit demselben Zusatz: zum Beispiel Religionsoberlehrer, Sonderschuloberlehrer, Musikoberlehrer, Arbeitsoberlehrerin

Hauptlehrer mit demselben Zusatz: zum Beispiel Religionshauptlehrer,
Sonderschulhauptlehrer, Musikhauptlehrer, Arbeitshauptlehrerin
source: Landeslehrer-Amtstitelverordnung 1958

Koschutnig 01.04.2017


Paradoxon:

Während die "Hauptschule" eine österr. Erfindung von 1927 war, die schließlich in den 1960er Jahren auch in der BRD Einzug hielt, war der "Hauptlehrer" etwas recht altes Deutsches. Schon im 19. Jh. existierten dort "Volksschulhauptlehrer", z.B.

Die Gnadengaben für Hinterbliebene von Volksschulhauptlehrern betreffend. Friedrich, von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen.
source: Badisches Gesetz- und Verordnungsblatt (1892)

An anderen Schulen sprach man allerdings bloß von Haupt-, nicht aber von Hauptschulhauptlehrern:
So begann am 28. August 1970 mit 666 Schülern der Unterricht an der Hauptschule in Bernkastel-Kues. Mit der kommissarischen Leitung der Schule wurde der Hauptlehrer Herr Franz Schmitt beauftragt, der am 1. Dezember 1970 in Anwesenheit des damaligen Ministerpräsidenten, Herrn Bernhard Vogel, zum Rektor der Hauptschule Bernkastel-Kues ernannt wurde.
source: Realschule plus


1970 verzichtet Österreich auf die lächerliche Titel-Nachahmung, man zwang jedoch die armen so Geehrten, die groteske Betitelung weiter zu führen, so sie nicht eine weitere Ehrung erhielten:
Amtstitel, die vor dem Inkrafttreten dieser Verordnung auf Grund der Landeslehrer-Amtstitelverordnung 1970, BGBl. Nr. 269, verliehen wurden, sind bis zur Verleihung eines neuen Amtstitels nach dieser Verordnung in der Fassung des Artikels I weiterzuführen.
§ 4 der Landeslehrer-Amtstitelverordnung 1970 in der Fassung des Artikels I findet auch auf Lehrer Anwendung, die den Amtstitel Volksschulhauptlehrer, Hauptschulhauptlehrer, Sonderschulhauptlehrer, Hauptlehrer des Polytechnischen Lehrganges bzw. Berufsschulhauptlehrer führen.
source: 448. Verordnung
Und beinah unglaublich: 14 Jahre danach war man dann viel milder geworden, da gab's keinen Zwang mehr:

§ 119. Landeslehrer, die im Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Bundesgesetzes im Rahmen ihres Amtstitels zur Führung der Bezeichnung „Hauptlehrer" berechtigt waren, dürfen bis zur Verleihung eines neuen Amtstitels nach § 55 Abs. 4 diesen Amtstitel weiterführen.
source: Ris - Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz - LDG 1984
Der "neue Amtstitel" war übrigens ein "Direktor" mit dem Zusatz "i.R.":
Anläßlich des Übertrittes oder der Versetzung in den dauernden Ruhestand kann besonders verdienten Volksschuloberlehrern, Hauptschuloberlehrern, Sonderschuloberlehrern, Oberlehrern des Polytechnischen Lehrganges und Berufsschuloberlehrern sowie Berufsschuldirektorstellvertretern von ihrer Dienstbehörde der für Leiter der betreffenden Schulart bestimmte Amtstitel verliehen werden."
source: 448. Verordnung, Änderung der Landeslehrer-Amtstitelverordnung 1970, BGBl v. 31. August 1978

1997 - Nicht allen hatte dieses Glück geblüht:
Ihr 70. Lebensjahr vollendeten am [...] am 4. Juli Schulrätin Herta Ebner, Hauptschulhauptlehrerin i.R., Hallein;
am 6. Juli Schulrätin Klara Fxxx, Hauptschulhauptlehrerin i.R., Bischofshofen,
Schulrätin Leopoldine Bxxx, Hauptschulhauptlehrerin i.R., Straßwalchen,
und Schulrat Ludwig Schxxx, Volksschulhauptlehrer i.R., Oberndorf.
Landeshauptmann Dr. Franz Schausberger übermittelte den Jubilaren offiziell sowie persönlich die herzlichsten Glückwünsche.
source: Salzburger Landeskorrespondenz, 7.7.1997

Koschutnig 01.04.2017





Facebook   Xing   Twitter

Impressum | Nutzung | Datenschutz

Das österreichische Deutsch, oder einfach Österreichisch, zeichnet sich durch besondere Merkmale aus. Es besitzt einen einzigartigen Wortschatz, bekannt als Austriazismen, sowie charakteristische Redewendungen.

Die Besonderheiten von österreichischem Deutsch gehen jedoch über den Wortschatz hinaus. Sie beinhalten auch Grammatik und Aussprache, inklusive der Phonologie und Intonation. Darüber hinaus finden sich Eigenheiten in der Rechtschreibung, wobei die Reform von 1996 gewisse Grenzen setzt.

Das Standarddeutsch des Österreichischen ist von der Umgangssprache und den in Österreich gebräuchlichen Dialekten, wie den bairischen und alemannischen, deutlich abzugrenzen.

Dieses Online Wörterbuch der österreichischen Sprache hat keinen wissenschaftlichen Anspruch, sondern versucht eine möglichst umfangreiche Sammlung an unterschiedlichen Sprachvarianten in Österreich zu sammeln.

Für Studenten in Österreich gibt es eine Testsimulation für den Aufnahmetest Psychologie.

Hinweis: Das vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche Österreichische Wörterbuch, derzeit in der 44. Auflage verfügbar, dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951 und wird vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) herausgegeben. Unsere Seiten und alle damit verbundenen Dienste sind mit dem Verlag und dem Buch "Österreichisches Wörterbuch" in keiner Weise verbunden.

Unsere Seite hat auch keine Verbindung zu den Duden-Nachschlagewerken und wird von uns explizit nicht als wissenschaftliches Werk betrachtet, sondern als ein Gemeinschaftsprojekt aller an der österreichichen Sprachvariation interessierten Personen.